Zuchttagung der LG Hessen – ein voller Erfolg!
Nach der Mittagspause referierte Frau Dr. Dagmar Heydeck (Obfrau für Gesundheit und Wissenschaft VDH, Vorsitzende wissenschaftlicher Beirat VDH) zum Thema Zuchtstrategien im Hinblick auf die Vermeidung von Erbkrankheiten. Hier ging sie beispielhaft auf die Vererbung von ED ein und erläutert die Massnahmen, die bei Berner Sennenhunden, bei denen eine sehr hohe ED Belastung nachgewiesen wurde, zur Zuchtlenkung ergriffen wurden. Hier wurde festgestellt, dass Nachkommen aus stark belasteten ED Eltern weniger häufig ED hatten als Nachkommen aus Paarungen mit gering belasteten ED Eltern. Die Vererbungswahrscheinlichkeit von ED ist jedoch je nach Rasse unterschiedlich!
Im Vordergrund stehen entsprechende Zuchtmaßnahmen. Dazu müssen die Daten erfasst werden. Dann müssen diese Daten von geeigneter Stelle ausgewertet werden. Frau Dr. Heydeck warnt davor, dass wissenschaftliche Interessen sich nicht unbedingt mit den Vereinsinteressen decken müssen. Die genetische Vielfalt ist unbedingt zu erhalten, es sollten auch Rüden in die Zucht genommen werden, die auf den ersten Blick nicht so attraktiv sind. Erst ab einem Auftreten von mehr als 5% macht es überhaupt Sinn, einen Defekt züchterisch anzugehen (Die Quote der ED bei unseren Hunden liegt unter 2%!). Daher sollten durchaus auch Anlagenträger in die Zucht genommen werden, um zu verhindern, dass die genetische Vielfalt leidet.
Zu Fragen der Haftung eines Züchters gegenüber seinen Welpenkäufern äusserte sich Frau Dr. Heydeck, dass bei Hobbyzucht (weniger als 3 Würfe/Jahr) die Beweislast für das bewusste Inkaufnehmen von genetischen Defekten beim Käufer liegt. Erst bei gewerblicher Zucht (Grundsatz der Gewinnerzielung) liegt diese Beweislast beim Verkäufer.
Um Risiken zu vermindern, sollte ein Deckrüde bei 500 Welpen/Jahr maximal 3-5 Deckakte pro Jahr durchführen. Dann sollte eine Nachzuchtkontrolle stattfinden und die Anzahl der Deckakte sollte dem Rüdenangebot der Rasse entsprechend insgesamt begrenzt werden (Bei den DW ist sie auf 9 Deckakte begrenzt!).
Ein Merkmal, das eine Erblichkeit von 20% aufweist, wird mit einer Zuverlässigkeit von 10% vererbt, wenn man nur Vater und Mutter betrachtet. Zieht man bis zu 20 Nachkommen in die Untersuchung mit ein, steigert sich diese Zuverlässigkeit auf 52%.
Frau Dr. Heydeck schließt den Vortrag mit dem Hinweis, bei Defekten die Population zu beobachten, die Daten genau zu erfassen, aber nicht in Panik zu verfallen. Das Zuchtprogramm sollte konsequent umgesetzt werden und man sollte bei allen Tests nicht aus den Augen verlieren, die genetische Vielfalt der Rasse zu erhalten und die Größe der Zuchtpopulation nicht unnötig einzuschränken.