Zuchttagung der LG Hessen – ein voller Erfolg!
Im nächsten Vortrag erläuterte Frau Dr. agr. Gabriele Schiller (Tierzuchtwissenschaftlerin und Geschäftsführerin des TG Verlages) wie Zuchtwerte ermittelt werden und wie wir sie richtig interpretieren.
Der Zuchtwert ist nur als Zahlenwert zu verstehen, mit dem versucht wird zu erfassen, welche Wirkung die Gene eines einzelnen Tieres auf die Nachzucht haben. Der Zuchtwert beschreibt die Vererbungserwartung eines Hundes und nicht den Hund selbst. Verwandte können zusätzliche Informationen für die wahrscheinliche Vererbung liefern. Der Zuchtwert für den DW wird aus 6 Werten für HD, Nase, Laut, Wille, Stöbern und Schussfestigkeit ermittelt.
Der Durchschnitt der Rasse für ein bestimmtes Merkmal wird mit 100 gleichgesetzt, ein Wert unter 100 bedeuten eine Erwartung für wenig Merkmal, Werte über 100 bedeuten die Erwartung für viel Merkmal. Insofern werden bei HD Werte unter 100 angestrebt, bei den Leistungsmerkmalen Werte über 100.
Der erste Wert ist der HD Wert. Der Rassedurchschnitt entspricht etwa HD B (schwedische Werte miteingerechnet) und wird mit 100 gleichgesetzt.
Ein Wert unter 100 verringert die Erwartung der Dysplasierate bei der Nachzucht, ein Zuchtwert von 100 entspricht dem Rassestandard und ein Wert größer als 100 erhöht die Wahrscheinlichkeit für HD. Die HD Werte einzelner Hunde haben eine Bandbreite von 67-155. Bei HD gilt, je niedriger der Wert, desto geringer das Risiko der Vererbung von HD.
In die Zuchtwertschätzung für Nase (der 2. Wert), Spurwille (der 4. Wert) und Stöbern (der 5.Wert) fließen die jagdlichen Eigenschaften und damit die Prüfungsergebnisse des Hundes ein.
Hier gilt, je höher der Wert, desto höher die Vererbungsrate. Der Wert bedeutet nicht, dass der Hund selbst besser oder schlechter ist!
Beim Laut (der 3. Wert) wird bei der Berechnung das „L“ mit einem zusätzlichen Faktor berücksichtigt, der die Zuchtwertzahl erhöht. Bei einem Wert < 100 in Schussfestigkeit (6. Wert) darf mit dem Hund nicht gezüchtet werden.
Der Mittelwert über alle ausgewerteten Hunde in der Datenbank (42.000) ist in der untenstehenden Tabelle dargestellt und wird durch das Notenschema ausgedrückt.
Erblichkeit in % | Mittelwert (ZW 100) | |||
HD | 0,27 | 6,47 | ||
Nase | 0,15 | 5,79 | ||
Laut | 0,25 | 8,42 (L) | ||
Wille | 0,2 | 6,26 | ||
Stöbern | 0,2 | 6,86 | ||
Schuss | 0,2 | 7,76 |
Die Übersicht zeigt die Entwicklung der Zuchtwerte der Jahrgänge von 2000 bis 2015:
An diesen Mittelwerten eines Zuchtjahrganges kann man deutlich sehen, dass durch konsequente Verfolgung der Zuchtziele die Vererbung von HD reduziert wurde, die Nasenleistung gesteigert wurde, der Spurlaut zuverlässig vorhanden ist, Spurwille und Stöberleistung gesteigert wurde und die Schußfestigkeit stabil bleibt. Somit ist die Zucht auf einem sehr guten Weg!
Ziel der Zucht ist nicht, hohe Zuchtwerte zu erzielen, sondern durch geschickte Verpaarung die jeweiligen Schwächen zu kompensieren, um die Nachkommen möglichst nahe an das Zuchtziel heranzubringen. Bei der Planung einer Paarung sollte der durchschnittliche Zuchtwert für die Nachkommen , berechnet aus Mutter und Vater, möglichst nahe am Zuchtziel liegen, um damit die durchschnittliche Welpenqualität zu verbessern.
Wenn ein Zuchtrüde mit einer Hündin, die ein oder mehrere unterdurchschnittliche Merkmale trägt, verpaart wird, wird sein Zuchtwert in diesen Merkmalen absinken. Dieser Rüde hat aber für die Rasse viel getan, da er das schwache Merkmal der Hündin ausgeglichen hat. Der Fokus der Betrachtung liegt immer auf den Nachkommen – NICHT auf dem Zuchthund!
Das Ziel sollte sein, dass nicht nur Rüden mit hohen Zuchtwerten zum Einsatz kommen, sondern auch Rüden mit durchschnittlichen Werten. Bei aller Planung darf man die genetische Vielfalt nicht aus den Augen verlieren. Es macht langfristig wenig Sinn, immer mit den gleichen Zuchtrüden oder dessen Geschwistern zu arbeiten, da dann die genetische Basis immer enger wird. Züchter sollten also auch den Mut zu unkonventionellen Paarungen zeigen!
Der TG-Verlag arbeitet derzeit daran, die Zuchtwerte nicht mehr als Zahl auszudrücken, sondern als eine eher beschreibende Darstellung mit Farbschematas, um mehr Objektivität bei der Auswahl eines geeigneten Partners zu ermöglichen.