Leserbrief Teil 3 (Stöbern)
Leserbrief Fortsetzung
Anforderungen an den Deutschen Wachtelhund – ist unsere Prüfungsordnung noch zeitgemäß?
In den ersten beiden Leserbriefen sind wir auf veränderte Rahmenbedingungen für den Einsatz des Deutschen Wachtelhundes eingegangen. Wir wollen es der Zucht ermöglichen, auf eine breitere genetische Basis zurückzugreifen und gleichzeitig die Stöberkompetenz zu stärken sowie die Einsatzbreite zu erhalten.
In diesem Artikel möchten wir uns schwerpunktmäßig dem Thema Stöbern/Stöberveranlagung widmen.
Im Wesentlichen geht es uns um folgende Sachverhalte:
- Anhebung von Wertigkeit und Anforderungen an die Stöberveranlagung und Stöberleistung
- Bessere/gerechtere Einbindung von Durchgehhunden
- Nutzung von Ortungsgeräten
Analog der Wertung der Stöbernote bei EP/B und GP halten wir die Anhebung der Fachwertziffer (Faktor) für die Stöberanlage (JP) von derzeit 2 auf 3 für geboten. Ebenso die Einführung der Note 9, sowohl bei der Stöberanlage (JP) als auch Stöberleistung (EP/B, GP) für herausragende Leistungen.
Hinsichtlich der Anpassung der Anforderungen an diese Prüfungsfächer zunächst einige Überlegungen:
Ein gewisser Grad an Selbstständigkeit ist für die Stöberarbeit zwingend. Zu hohe Selbstständigkeit bis hin zur Eigenwilligkeit sind allerdings nicht zielführend. Solche Hunde sind nur noch bedingt kooperativ, schwer händelbar, besitzen einen hohen Freiheitsdrang und müssen nicht selten mühevoll „wiederbeschafft“ werden. Auch unterliegen sie den besonderen Risiken, die wir im ersten Leserbrief bereits beschrieben haben. Nicht selten begeistern uns solche Hunde auf den Prüfungen, die dann noch jung und vielleicht in ihrer Selbstständigkeit noch nicht voll ausgereift sind. Denn sie gehen mit Elan in die Tiefe, werden sehr schnell weit, finden auch Wild und sind langanhaltend unterwegs, was sich häufig in hohen Stöbernoten widerspiegelt. Der Mangel im Zurückkommen wird bisweilen zweitrangig gewertet. Diese jagdliche Leistung als solche, insbesondere in großen Jagdbögen wird unsererseits auch nicht hinterfragt.
Aber entspricht das dem züchterischen Ideal? Die PO muss nicht nur den jagdlichen Anforderungen genügen, sondern sie definiert auch, welches die „besten Hunde“ für die Zucht sind.
Unserer Auffassung nach sind es die Hunde, die kooperativ sind, Kontakt halten, nach dem Jagen eines Stück Wildes in unseren Bereich zurückkehren, dort von Neuem zu stöbern beginnen und i.d.R. am Ende der Jagd auch wieder da sind.
Aber auch das Durchgehen mit dem DW hat Tradition. Durchgehhunde sind auf das gemeinsame Jagen (Durchgehen) mit dem Hundeführer geprägt, was letztlich ein Beleg für den breiten Einsatzbereich ist und daher auch in unserer PO Berücksichtigung finden sollte. Diese Hunde fallen unter den gegenwärtigen Prüfungsbedingungen in der Bewertung überproportional ab, bisweilen auch durch. Nicht selten führt dieses zum Abwandern in allgemeine Brauchbarkeitsprüfungen oder gar zur Entscheidung gegen einen DW.
Folgende Änderungen/Ergänzungen der PO erachten wir daher für wünschenswert:
- Fachwertzifferanhebung (Faktor) von 2 auf 3 für die Stöberanlage bei der JP
- Grundsätzlich Prüfung in zwei Durchgängen nach Bestverfahren (bessere Arbeit wird gewertet) bei hinreichender Regenerationszeit; eine einzelne sehr gute Arbeit ist ausreichend
- Sorgfältigkeit und Systematik der Suche vor „weiter Entfernung“; Zurückkommen notenbeeinflussend
- EP/B und GP: Hund muss Wild finden, sonst Kontrollhund (analog PO Stöberprüfung JGHV)
- Arbeit soll auch bei Jugendprüfungen 10 Minuten nicht unterschreiten; 2 ha Fläche
- Note 9 bei herausragenden Leistungen in den Bereichen Systematik, Finderwille und Sucherfolg. Zweite vergleichbare Arbeit nötig. Muss Wild finden und jagen. Keine Auffälligkeiten im Laut ohne Wildkontakt (Stöbern) und mind. Spurlaut Note 5. Spezielle Anforderungen an das Zurückkommen etc.
- (Durchgeh-)Hundeführer, deren Hunde sich auch im 2. Durchgang nicht merklich lösen (Noten 0 – 2), können im Sinne eines Durchgehhundeführers den Hund begleiten (+Begleitrichter) => max. Note 4 (keine Zuchtnote)
- Genereller Einsatz von Ortungsgeräten zur Unterstützung der Notenfindung
Dieser Leserbrief ist Bestandteil einer Reihe, mit der wir zur Diskussion anregen möchten.
Kontaktadresse: Po@wachtelhund-hessen.de
Uwe Ickler/Thomas Figge